Die schönsten Dörfer im Landesinneren Mallorcas
Wer Mallorca nur mit Stränden und Tourismus verbindet, kennt meist nur eine Seite der Insel. Das Landesinnere offenbart ein ganz anderes Mallorca – ruhig, ursprünglich und voller Geschichte. Zwischen Olivenhainen, Mandelbäumen und Windmühlen liegen Dörfer, in denen die Zeit langsamer vergeht. Hier erlebt man authentische Märkte, traditionelle Feste und eine Landwirtschaft, die bis heute den Alltag prägt.
Viele dieser Orte lassen sich ideal mit dem Mietwagen oder Fahrrad entdecken. Besonders empfehlenswert sind Frühling und Herbst – dann sind die Temperaturen angenehm, die Landschaft grün, und man teilt sich die schmalen Gassen nur mit Einheimischen.
Sineu – Historisches Herz der Insel
Sineu liegt geografisch fast genau im Zentrum Mallorcas und gilt als eines der ältesten Dörfer der Insel. Schon König Jaume II. residierte hier im 14. Jahrhundert, weshalb der Ort oft als das „Herz Mallorcas“ bezeichnet wird.
Wochenmarkt mit Geschichte
Der Wochenmarkt in Sineu findet jeden Mittwochvormittag rund um die Plaça d’Església statt und ist der älteste Markt Mallorcas. Seit über 700 Jahren bieten Bauern und Handwerker hier frisches Obst, Käse, Olivenöl, Kleidung und Kunsthandwerk an. Besonders beliebt ist der Markt zwischen 8 und 12 Uhr, danach leert sich der Platz langsam. Wer mit dem Auto anreist, sollte früh kommen – kostenlose Parkplätze gibt es am Ortsrand (z. B. an der Ma-3300 Richtung Llubí).
Sehenswürdigkeiten und Rundgang
Ein Spaziergang durch Sineu dauert etwa eine Stunde. Die imposante Pfarrkirche Santa Maria de Sineu überragt den Ort mit ihrem markanten Glockenturm. Gegenüber liegt das ehemalige königliche Schloss, heute ein Kloster der Mínimos-Mönche. In den engen Gassen finden sich zahlreiche traditionelle Stadthäuser aus Kalkstein, viele mit schmiedeeisernen Balkonen und grünen Fensterläden.
Kulinarik und Umgebung
Für eine Mittagspause eignen sich die traditionellen Cellers, alte Weinkeller, die heute als Restaurants dienen. Besonders bekannt sind der Celler Son Toreó und der Celler Can Font, die klassische mallorquinische Küche mit Gerichten wie Frito Mallorquín, Pa amb Oli oder Sobrassada servieren.
 Sineu liegt ideal für Ausflüge: Petra ist nur 15 Minuten entfernt, Lloret de Vistalegre 10 Minuten. Wer auf dem Land übernachten möchte, findet zahlreiche Fincas mit Pool und Blick über die Felder – perfekt für ruhige Tage abseits der Küste.
Alaró – Zwischen Bergen und Olivenhainen
Alaró liegt am Rand der Serra de Tramuntana und zieht Wanderer, Naturliebhaber und Feinschmecker gleichermaßen an. Der Ort ist bekannt für seine traditionellen Häuser aus Naturstein und seine Lage zwischen zwei markanten Felsgipfeln. Man kann hier aber auch sehr gut zelten.
Wanderung zum Castell d’Alaró
Ein Highlight ist der Aufstieg zur Burgruine Castell d’Alaró, die auf einem 822 Meter hohen Gipfel thront. Ausgangspunkt ist meist die Finca Es Verger, wo man parken und gleichzeitig eines der besten Lammgerichte der Insel probieren kann (cordero asado). Die Wanderung dauert etwa 1,5 Stunden pro Strecke und bietet eindrucksvolle Ausblicke bis nach Palma.
Olivenöl und Dorfalltag
Alaró ist eines der Zentren der traditionellen Olivenölproduktion. Viele Familienbetriebe bieten Führungen und Verkostungen an – empfehlenswert ist z. B. Oli d’Alaró, wo Besucher die Verarbeitung alter Olivensorten erleben.
 Wer am Wochenende kommt, kann den kleinen Markt am Plaça de la Vila besuchen und dort frisches Brot, Käse und Tapas probieren.
Santa Eugènia – Das Weindorf mit Charakter
Santa Eugènia ist ein stilles Dorf mit besonderem Flair – Weinberge, kleine Weingüter und Bauernhöfe prägen die Umgebung.
Weinrouten und Verkostungen
Rund um Santa Eugènia liegt ein Teil der D.O. Binissalem, einer der wichtigsten Weinanbaugebiete Mallorcas. Viele kleine Bodegas bieten Führungen mit Degustation an, darunter Celler Ramanyà oder Bodega Vinya Taujana. Besucher erfahren dort, wie die autochthonen Rebsorten Manto Negro und Prensal Blanc verarbeitet werden.
Landschaft und Aussichtspunkte
Vom Aussichtspunkt am Puig de Son Seguí bietet sich ein beeindruckender Blick über die fruchtbare Ebene bis zur Tramuntana. Ideal für einen kurzen Spaziergang am späten Nachmittag, wenn die Sonne über den Weinbergen versinkt.
Montuïri – Spuren der Geschichte
Montuïri liegt auf einem Hügel in der Inselmitte und ist leicht an seinen restaurierten Windmühlen zu erkennen. Diese erinnern daran, dass hier früher Getreide gemahlen wurde – ein Symbol für den bäuerlichen Ursprung Mallorcas.
Archäologische Stätten
Etwas außerhalb liegt die prähistorische Fundstätte Son Fornés, die einen Einblick in die Talayot-Kultur (ca. 1.000 v. Chr.) bietet. Ein kleines Museum im Ortskern erklärt die Funde anschaulich und ist von Dienstag bis Samstag geöffnet.
Feste und Brauchtum
Im August feiert Montuïri das Fest Sant Bartomeu, eines der ältesten Volksfeste Mallorcas. Dann ziehen Trommler und Tänzer durch die Gassen, und auf dem Hauptplatz wird traditionelle Musik gespielt – ein echtes Erlebnis für Kulturinteressierte.
Lloret de Vistalegre – Geheimtipp für Ruhesuchende
Das kleine Dorf Lloret de Vistalegre ist ein echter Geheimtipp. Nur wenige Touristen verirren sich hierher, obwohl es landschaftlich zu den schönsten Regionen Mallorcas zählt.
Mandelblüte und Landwirtschaft
Im Januar und Februar verwandelt die Mandelblüte die Umgebung in ein rosa-weißes Blütenmeer – besonders eindrucksvoll entlang der Landstraße nach Montuïri. Im Sommer prägen Feigenbäume, Oliven und Weizenfelder das Bild.
Ruhige Fincas und authentische Küche
Die Region ist ideal für nachhaltigen Landtourismus. Viele alte Bauernhäuser wurden zu Agroturismo-Unterkünften umgebaut, etwa die Finca Son Bauló, die biologische Produkte anbietet und Kochkurse veranstaltet. Auf dem Dorfplatz Plaça Major gibt es ein kleines Café und eine Bäckerei, die täglich frisches Ensaimada verkauft.
Petra – Auf den Spuren von Junípero Serra
Petra ist ein geschichtsträchtiger Ort im Osten der Insel und bekannt als Geburtsort des Missionars Junípero Serra, der im 18. Jahrhundert mehrere Städte in Kalifornien gründete, darunter San Francisco.
Kulturelles Erbe
Das Geburtshaus des Missionars ist heute ein Museum, das alltägliche Gegenstände und religiöse Artefakte zeigt. Sehenswert ist auch das Franziskanerkloster Sant Bernadí, das sich durch seine barocke Architektur und ruhige Innenhöfe auszeichnet.
Wein, Küche und Umgebung
Petra liegt in einem der fruchtbarsten Gebiete Mallorcas. Rund um das Dorf erstrecken sich Weinberge und Mandelhaine. In den Gasthäusern werden Gerichte mit regionalen Zutaten serviert, etwa Frit de xot (Lammgericht) oder Tumbet (Gemüseauflauf).
 Von Petra aus lohnt sich ein Abstecher zum Aussichtspunkt Ermita de Bonany, der über eine Panoramastraße erreichbar ist – besonders zum Sonnenuntergang ein beeindruckendes Erlebnis.
Fazit: Das Herz Mallorcas schlägt im Landesinneren
Die Dörfer im Landesinneren zeigen ein Mallorca, das vielen Besuchern verborgen bleibt. Hier lässt sich Kultur erleben, regionale Küche genießen und Natur hautnah entdecken – ohne den Trubel der Küste.
Empfehlenswert ist eine Rundtour mit dem Mietwagen, etwa:
 Palma → Sineu → Petra → Montuïri → Alaró → Santa Eugènia → zurück nach Palma.
 Mit zwei bis drei Übernachtungen in einer Finca ergibt sich eine ideale Kombination aus Kultur, Genuss und Entschleunigung.
 
			













































 
    	 
			










